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Wednesday 27 July 2016

Ikone, Hype oder Enfant Terrible?

Jean Paul Gautiers sprechendes Puppentheater



Jean Paul Gautier ist ein französicher Modedesigner der seit den 80er Jahren sein "Unwesen" in der Modewelt treibt und mich während meines Modedesign Studiums in Hamburg maßgeblich beeinflusst hat. Bis heute bewundere ich seine egozentrische, verspielte, selbstironische manchmal auch sehr kritische Denkweise in all seinen Kreationen, das Spielen mit den Geschlechterrollen, das Ignorieren von Gesellschaftsregeln, sowie der opulente Materialmix.

Das Enfant Terrible zu Besuch 

In München wurde es für ein paar Monate richtig "wild, als in der Stadt ein extravaganter Modezirkus gastierte. Damals, war er noch das platinblond gefärbte 'Enfant Terrible' im Schottenrock, heute leicht ergraut, aber immer noch genauso provokant, verrucht, avantgardistisch und erotisch in seinen Kleidungskonstruktionen.
Auffallen um jeden Preis, egal was die Gesellschaft denkt und verlangt, heute wie damals, als er den Tüten-BH für Madonnas "Blond Ambition Tour" schuf und damit selbst zu einer Ikone wurde. Mit seiner Ausstellung "From the Sidewalk to the Catwalk" inszeniert er mehr als 140 Kreationen in einer schier unglaublich, verrückten, teils sehr anrüchig wirkenden Installationsshow. Zu sehen war die Ausstellung nach Stationen in Montreal, San Francisco, New York, London, Paris, Dallas... in der Kunsthalle der Hypo Kulturstiftung vom 18.09.2015- 14.02.2016 in München.

Vorhang auf!

Der erste Raum war schlicht gehalten.
Geschmückt mit ein paar Fotografien an der Wand mit den Supermodel-Ikonen der 90er Jahre, experiementelle Kleiderkonstruktionen and gesichtslosen Puppen, Informationstafeln, Tüten-BH Modelle, Korsetts in verschiedenen Materialien und seine einzigartigen Parfum Flacons im Korsett Stil. Vorhang auf für Jean Paul Gautiers Modespektakel!


Das sprechende Puppentheater

Der zweite Raum war durchflutet von blauem Licht. Ich fühlte mich irgendwie beobachtet.. von lächelnden und wispernden Puppengesichers die wie lebendige Mannequins wirkten und sich miteinander zu unterhalten schienen. Sie richteten immer wieder ihre Augen auf mich, flirteten mich mit galanten Augenaufschlägen an.
 
Und da vorne, da stand der Meister höchstpersönlich in seinem berühmten blau-weiß gestreiften Ringelpulli.
Er lächelte einen Moment verschmitzt, dann formte er seine Lippen und fing an auf französisch zu reden, genauso wie in einem sprechenden Puppentheater.

Der extravagante Modezirkus

Ich schlenderte weiter und fühlte mich um Jahre zurück katapultiert, als ich Madonna und andere Pop-Ikonen auf einer breiten Leinwand 'performen' sah.
Der Raum war den Musen gewidment, illustre Gestalten wie Boy George, David Bowie, Conchita Wurst und andere.
Mein Blick fiel auf die Madonna Ecke am Ende de gleichen Raumes, Skizzen an der Wand, gegenüber das Bühnenoutfit für die 'Blond Ambition Tour'.
Zwei Schritte weiter befand sich eine weiterer Kammer. Auf einer großen Leinwand flimmerte der Film "The 5th element", den J.P Gautier mit Kostümen ausgestattet hatte,
z.b. ein enganliegender Overall im Tiger Look für den Mann, Kleider aus Filmbändern und andere seltsame Kreationen im extravaganten Modezirkus.

Ein Augenschmaus

Die dann anschließende Präsentation wirkte befreiend.

Weitläufig, frische Luft und viele Haute Couture und Pret-a-porter Modelle in aufwendiger Handarbeit aus Materialien wie Federn, Tüll, Fell, Spitze, Taft, Seide, Perlen...
- ein absoluter Hingucker und Augenschmaus!
Ich vernahm wieder dieses Wispern und sah in ein grinsendes und sprechendes Puppen- Mannequin in einer gefederten Papageien Jackenrobe. Besonders beeindruckt hat mich die aufwendige Handarbeit des Taft Abend Kleides von 1997/98 aus Leopardenfell und Strass (1600 Stunden)
Rechts das Tigerkleid mit 1600 Stunden Produktionszeit!!
 und das Zauberinnen Kleid von 2004/05 mit Stickerei aus Nägeln und Kupfer auf Pythonhaut (132 Stunden).
Pythonhaut mit Nägelstickerei links

Laufhaus, Partylocation oder Folterkammer?

Mit einem Schritt zur Seite entdeckte ich eine bizarre Welt. Der Raum war in ein lüsternes rotes Licht getaucht und egal ob Folterkammer, Laufhaus oder Partylocation die Anordnung der Puppen- Mannequins hatte von jedem ein bisschen. Masken, Lack, Leder, Nacktheit auf ein Kleid gepinselt, bodenlange Mäntel kreierten eine ganz eigene Atmosphäre getränkt von Fetisch und Wollust.
 


From the Sidewalk to the Catwalk

Meine Lieblingsraum Location war wie ein Laufsteg inzeniert, vielleicht enstand hier auch der Name der Ausstellung "From the Sidewalk to the Catwalk"?

In der Mitte auf einem leichten Podest fuhren die Modelle im Kreis herum, flankiert von wilden Punks rechts und links eine Stuhlreihe mit  illustren Gästen und Modekritikerin Anna Wintour.
Besucher konnten sich genüsslich auf Bänken nierderlassen und so die Modenschau entspannt genießen.

Besonders gut gefallen haben mir die wilden britisch angehauchten Kleidungsstücke, der extravagante Kopfschmuck und die Mischung von gesichtslosen und sprechenden Puppengesichtern.

Indianer Kopfschmuck als Brautkleid- Schleppen- Ersatz?

Als Krönung und Abschluss jeder Modenschau darf ein Brautkleid natürlich nicht fehlen. Der letzte Raum dominiert in Weiß und zeigte eine opulente Auswahl verschiedener Modelle.

Mehr Kunstobjekt als Kleid z.b. mit Gesicht und markanter Nase, wilde Mixtur von Tüll, Rüschen, Bändern, Offiziersjacken vermischt mit aufgebauschten Röcken, wallenden Schleppen und ein bodenlanger Indianer Kopfschmuck mit weißen Federn auch als eine Art Brautkleid-Schleppen-Ersatz gedacht?

Wiesngaudi

Was ist ein München ohne die 'Wiesn', also das Oktoberfest? Und so steht am Ende der Ausstellung ein "I love you Munich" an die Wand gekritzelt und ein 'Wiesn' Korsett Outfit.
"A biserl Wiesngaudi" muss doch sein!

Immer noch ein Hype?

Wer hätte gedacht dass J.P. Gautier persönlich solch ein Gedränge und Hype auslösen könnte?
Ich erfuhr zufällig in einem Gespräch, dass J.P. Gautier heute in der Kunsthalle sein würde. Im Rahmen einer Pressekonferenz überreichte er einen Scheck des M.A.C Aids Funds über 100.000 Dollar an die Münchner Aidshilfe, beantwortete Fragen und signierte am frühen Abend noch seine Bücher. Ich stand im dichten Gedränge mit anderen Medienvertretern und hinter mir eine Horde kreischender Teenager in einer Menschentraube.

Zusammenfassung

Für mich persönlich war die Ausstellung eine kleine Reise in die Anfänge meiner Modeschöpfungen.
Es war wie eine Aufforderung mit meinen modischen Ambitionen weiter zu machen. Die ganze Ausstellung hatte eine besondere Atmosphäre und schade dass ich nicht einen einzigen Afterwork Event geschafft habe, es wäre sicherlich interessante Gespräche gewesen. Ich finde J.P. Gautier bleibt und ist eine Ikone, denn egal wie, er lässt immer noch ganz schön die Puppen tanzen, sei es auf seiner Ausstellung oder auch seinen Shows.

Styling Tipps

Ich finde Ausstellungen zu besuchen und das richtige Outfit zu treffen echt schwierig. Als ich in der "Keith Haring" Ausstellung im letzten Sommer war, habe ich in meinem dünnen Sommerkleid ganz schön gefroren weil der Ausstellungsort extrem kalt war. Angeblich weil die Kunstwerke die Kühlung brauchten. So hatte ich diesmal vorgesorgt: schwarze Thermostrumpfhose, goldener Minirock, metallisch glänzender Pulli und geschwitzt. Deswegen würde ich den engen Mini Rock gegen einen Veloursleder Mini tauschen wie zb in unserem Styling Tipp :

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